Hundeschule – Ja oder Nein? Wann der richtige Zeitpunkt ist und worauf du achten solltest
- mdoetterboeck
- 21. März
- 4 Min. Lesezeit
Wenn ein Hund ins eigene Leben zieht, ist eine der ersten Überlegungen oft: „Wir gehen auf jeden Fall in die Hundeschule.“ Das klingt vernünftig, schließlich möchte man alles richtig machen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Welche Art von Training passt am besten? Und woran erkennt man eine wirklich gute Hundeschule? Denn nicht jede Hundeschule oder jedes Training passt zu jedem Hund.
Dieser Artikel hilft dir, fundierte Entscheidungen zu treffen und zeigt, worauf du achten solltest.
Die wichtigste Voraussetzung: Bindung und Vertrauen
Bevor man sich Gedanken über die Hundeschule macht, sollte eine grundlegende Basis geschaffen werden: Bindung und Vertrauen zwischen Mensch und Hund. Ohne eine stabile Beziehung ist sinnvolles gemeinsames Lernen kaum möglich. Ein Hund, der gerade erst in sein neues Zuhause gekommen ist, sollte nicht sofort in eine Trainingsumgebung gebracht werden. Viele Hunde benötigen Zeit, um sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Besonders Tiere aus dem Tierschutz oder mit traumatischen Erfahrungen können anfangs unsicher sein und brauchen vor allem Sicherheit und Beständigkeit.
Das bedeutet zuallererst:
✅ Den Hund ankommen lassen, besonders wenn er neu in der Familie ist.
✅ Gemeinsame Zeit verbringen, um Vertrauen und eine sichere Basis zu schaffen.
✅Verständnis für Hundeverhalten entwickeln – und das beginnt bei uns Menschen!
Hunde lernen ihr Leben lang – doch oft sind es die Menschen, die zuerst lernen müssen. Denn viele Probleme entstehen durch Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund.
Daher lohnt es sich, vorab Wissen über Hundeverhalten und Training zu sammeln:
🎧 Podcasts hören
📚 Fachbücher lesen
📱 Qualitativ hochwertige Social-Media-Accounts verfolgen
Wer Empfehlungen für gute Quellen braucht, kann sich jederzeit gerne bei uns melden!
Wer also eine Hundeschule in Erwägung zieht, sollte folgende Fragen mit Ja beantworten können:
✅ Fühlt sich mein Hund bereits sicher in unserer Umgebung?
✅ Haben wir eine gute Beziehung aufgebaut?
✅ Ist mein Hund entspannt in der Nähe anderer Hunde und Menschen?
Gruppenkurs oder Einzeltraining? Die richtige Wahl treffen
Gruppenkurse eignen sich für Hunde, die die Anwesenheit anderer Hunde genießen und sich in einer belebten Umgebung wohlfühlen. Besonders das Erlernen von Grundsignalen wie Sitz, Platz oder Leinenführigkeit kann hier gut funktionieren.
❌ Nicht geeignet sind Gruppenkurse für Hunde, die in der Nähe anderer Hunde oder Menschen überfordert sind oder spezifische Probleme haben, die individuelle Betreuung erfordern.
Einzeltraining ist besonders sinnvoll, wenn der Hund in der Gegenwart anderer Hunde oder Menschen angespannt oder überdreht ist. Auch für gezieltes Training an bestimmten Verhaltensweisen ist ein Einzeltraining die bessere Wahl. Hier kann der oder die Trainer*in auch zu Hause die individuelle Umgebung analysieren und maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.
Onlinetraining – Eine gute Alternative?
Onlinetraining mag auf den ersten Blick unpassend klingen, hat aber bei genauerer Betrachtung einige entscheidende Vorteile. Häufig wird hier mit Videos gearbeitet, was sowohl Trainer*innen und Halter*innen ermöglicht, Situationen genau zu analysieren. Man kann das Video pausieren, zurückspulen, in Zeitlupe abspielen und sich selbst beobachten – oft fallen dabei Details auf, die man in Echtzeit übersehen hätte.
Ein weiterer Vorteil: Das Smartphone ist meistens griffbereit. Dadurch kann man genau dann filmen, wenn das Verhalten auftritt, an dem man arbeiten möchte – und nicht nur in der Trainingssituation mit dem oder der Trainer*in. Wir alle kennen das: Kaum ist der Trainer oder die Trainerin da, zeigt der Hund das unerwünschte Verhalten nicht mehr. Oder wir möchten mit unserem Hund an Begegnungen mit Artgenossen arbeiten, aber ausgerechnet in der Trainingsstunde sind gerade keine anderen Hunde unterwegs.
Deshalb kann Onlinetraining eine sinnvolle Ergänzung oder Option sein – vor allem, wenn es darum geht, sich selbst zu reflektieren, Situationen zu analysieren und gezielt an bestimmten Verhaltensweisen zu arbeiten.
Die richtige Hundeschule finden – Worauf du achten solltest
Die Auswahl an Hundeschulen und Hundetrainer*innen ist riesig. Doch nicht alle arbeiten nach modernen, wissenschaftlich fundierten Methoden. Viele veraltete Trainingsansätze basieren immer noch auf Druck, Strafe und überholten Dominanztheorien.
Moderne Trainingsmethoden sollten...
✅ auf Belohnung und positiver Verstärkung basieren – Hunde lernen durch Erfolg und nicht durch Strafe.
✅ Bindung und Vertrauen stärken – Ein gutes Training fördert die Beziehung zwischen Hund und Halter*in.
✅ artgerecht und auf Augenhöhe erfolgen – Ein Hund ist ein Partner, kein Befehlsempfänger.
✅ klare, aber freundliche Grenzen setzen – Konsequenz ist wichtig, aber niemals durch Einschüchterung oder Strafe.
✅ Clicker-Training oder Markersignale einsetzen.
✅ ohne Angst, Schmerzen oder Druck funktionieren.
Begriffe, die Skepsis auslösen sollten:
⚠️ „Gehorsam“ – Ein Hund sollte nicht blind gehorchen müssen, sondern lernen, sich an seinem Menschen zu orientieren.
⚠️ „Alpha-Tier“, „Rudelführer*in“, „Unterwerfung“ – Diese Begriffe basieren auf überholten Dominanztheorien und sind nicht mehr zeitgemäß.
⚠️ „Kommandos“ – Ein Hund sollte Signale verstehen und ihnen gerne folgen, anstatt auf Befehl zu funktionieren.
Ein Blick auf die Philosophie oder das „Über uns“ der Hundeschule gibt oft Aufschluss über die Werte, nach denen dort gearbeitet wird. Auch Erfahrungsberichte anderer Hundehalter*innen können helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Exkurs: Was bedeutet eigentlich Gehorsam?
Der Begriff „Gehorsam“ wird in der Hundewelt oft verwendet – aber was bedeutet er wirklich? Meistens impliziert er, dass der Hund zu jeder Zeit genau das tun muss, was der Mensch erwartet, unabhängig davon, wie er sich fühlt oder was er gerade braucht. Doch das entspricht nicht dem, was wir uns für unsere Hunde wünschen.
Unsere Hunde sind fühlende Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und Emotionen. Wir sollten darauf achten, ihre Signale wahrzunehmen und respektvoll mit ihnen zu arbeiten – nicht gegen sie. Statt blinden Gehorsam zu verlangen, geht es darum, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu etablieren, in der sich der Hund sicher und verstanden fühlt.

Checkliste: Die richtige Entscheidung treffen
📌 Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Hundeschule?
☑ Mein Hund fühlt sich sicher in seinem neuen Zuhause.
☑ Wir haben eine gute Bindung aufgebaut.
☑ Mein Hund ist nicht übermäßig gestresst in neuen Umgebungen.
📌 Welche Trainingsart ist sinnvoll?
🔹 Gruppenkurs
Mein Hund ist entspannt in der Nähe anderer Hunde.
Ich möchte einfache Grundsignale trainieren.
Ich benötige keine individuelle Betreuung.
🔹 Einzeltraining
Mein Hund zeigt Unsicherheiten oder Stress in Gruppen.
Ich möchte gezielt an einem bestimmten Verhalten arbeiten.
Ich brauche eine individuelle Einschätzung und Unterstützung.
📌 Die richtige Hundeschule oder Trainer*in finden
✅ Moderne, belohnungsbasierte Methoden
✅ Kein Einsatz von tierschutzwidrigen Hilfsmitteln (Kettenhalsbänder, Elektrohalsbänder etc.)
✅ Kein Zwang oder Unterwerfung
✅ Fokus auf Bindung und positive Verstärkung
✅ Freundliche Kommunikation und individuelle Betreuung
Eine gute Hundeschule sollte immer das Wohl des Hundes an erste Stelle setzen. Am Ende lernen meist die Menschen mindestens genauso viel wie ihre Hunde – und genau das ist der Schlüssel zu einer harmonischen und vertrauensvollen Mensch-Hund-Beziehung. 🐶
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