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Die Absurdität der menschlichen Tierliebe

Aktualisiert: 21. Okt. 2021

Mein Pflegehund Linus lebt sich immer besser ein und wird frecher und frecher. Nachdem er gestern vor lauter Übermut seine Stoffhundebox zerstört hat, bin ich heute in den Fressnapf gefahren, um eine neue zu besorgen. Im Fressnapf XXL in München findet man wirklich alles, was das Haustierherz begehrt. Man kann dort sogar eine kleine stoffüberzogene Treppe kaufen, die man vor das Sofa stellt, damit kleine Hunde es einfacher haben herauf – bzw. herunterzusteigen. Ich war hier schon lange nicht mehr und musste darüber wirklich sehr schmunzeln.

In der Mitte des großen Geschäfts angekommen bin ich dann leider sehr erschrocken und das Lächeln verging mir schlagartig. Ganz zentral, dort wo alle Menschen vorbeilaufen, unter hellem Licht und beschallt von der Musik stand ein großer, runder Käfig mit Meerschweinchen und Kaninchen...

Da steht man nun in einem Geschäft, das das Beste für das Tier verspricht und inmitten all der Luxusartikel für die Haustiere werden in kleinen Käfigen, fern ab von ihrem natürlichen Lebensraum, mit wenigen Rückzugsmöglichkeiten diese armen Kleintiere gehalten und zum Kauf angeboten. Was für einen Stress müssen sie Tag täglich erleben, wie viele Hände versuchen wohl nach ihnen zu greifen, wie viele Gesichter sehen sie wohl jeden Tag an den Scheiben? Nicht weit von ihnen gibt es Käfige mit Vögeln, Terrarien und Aquarien.


Und hier haben wir wieder einen Fall von der allgegenwärtigen Absurdität der menschlichen „Tierliebe“. Denn was ist das Problem dieser ausgestellten Tiere im Fressnapf und in den Gartencentern? Sie haben es einfach noch nicht ins Level „Haustier“ geschafft. Sie haben noch keinen Menschen gefunden, der sie liebt und dessen Haustier sie sein dürfen und bis dahin sehen wir ihre Not nicht.

Diese Tiere gehören dort nicht hin. Es muss endlich aufhören, dass wir Tiere behandeln wie Gegenstände oder noch schlimmer. Ich möchte mir nicht vorstellen, woher diese Tiere kommen, wie sie davor gelebt haben und wie sie wohl in die Geschäfte transportiert werden.

Eine liebe Verkäuferin, die ich darauf ansprach und der sichtlich auch jegliches Verständnis dafür fehlte sagte: „Wir haben jetzt keine Futtermäuse mehr, denn das ist ethnisch nicht vertretbar.“ Hier war kein weiterer Kommentar mehr notwendig.


Wir können es ja wirklich gut verstehen, dass man den Wunsch nach einem Haustier hat. Es ist aber unsere Verantwortung nur ein Tier zu adoptieren, dem wir auch einen adäquaten Lebensraum und eine adäquate Versorgung bieten können. Denn das haben sie verdient. Und hierzu gehört auf alle Fälle nicht der 1,20 Meter Metallkäfig mit Plastikschale im Wohnzimmer, der uns als „großer“ Käfig verkauft wird. Man kann heutzutage sogar Kleintiere, Vögel, Reptilien und sogar Fische adoptieren, denn immer wieder werden sie abgegeben oder müssen aus schlechter Haltung befreit werden. Und wenn man sich dafür entscheidet, muss man sich vorab informieren, woher das Tier kommt und was es braucht, um artgerecht zu leben.


Der falsche Umgang mit Tieren ist so oft so gegenwärtig in unserem Alltag, dass er uns gar nicht mehr auffällt: Die Kaninchen im Geschäft für Tierbedarf, die glückliche Kuh, die von der Milchpackung lächelt, ein einfaches Straßenschild, das uns den Weg zur nächsten Pferderennbahn zeigt, der Zoo, als beliebtes Ausflugsziel für Familien und so weiter und so fort.

Wir wünschen uns so sehr, dass die Menschen ein bisschen mehr mit offenen Augen durch die Welt gehen und diese für die Tiere endlich ein bisschen besser wird.


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